Think-Aloud-Protokoll

aus GlossarWiki, der Glossar-Datenbank der Fachhochschule Augsburg

Definition

Das Think-Aloud-Protokoll (dt. Methode des lauten Denkens) gehört zu den am meisten angewendeten Usability-Testmethoden. Bei dieser beobachtet ein Usability-Experte die Benutzer, wie diese mit dem zu untersuchenden System arbeiten. Ziel ist es dadurch mögliche Usability-Probleme zu erkennen. Die Methode des "lauten Denkens" kommt aus der empirischen Sozialwissenschaft und liefert qualitativ hochwertige Daten.

Beschreibung

Ein Benutzertest mit den eigentlichen Benutzern gehört zu den elementarsten Usability-Methoden und ist in gewisser Weise unersetzbar. Er liefert unmittelbar Informationen darüber, wie Personen Computer benutzen und was deren genaue Probleme mit dem getesteten Programm sind. Darüber hinaus ist er mit einem geringen personellen Aufwand machbar, denn in der Regel werden für einen Test nur ein Experte sowie mindestens vier Testnutzer benötigt. Allerdings gibt es etliche methodologische Fallen und wie bei allen Arten von Tests muss man besonders auf die Aspekte Beständigkeit und Gültigkeit acht geben.

  • Mit Beständigkeit ist gemeint, ob man die-selben Ergebnisse erhalten würde, falls der Test wiederholt würde.
  • Mit Gültigkeit ist wiederum gemeint, ob die Ergebnisse tatsächlich die Belange widerspiegeln die getestet werden sollten .


Ein späterer Endnutzer denkt „laut“, während er mit dem Programm arbeitet. Er sollte alle seine Gedanken, Gefühle, Meinungen und Erwartungen die sich aus der Nutzung des Programms ergeben laut äußern. Ein Fachmann zeichnet alle Anmerkungen auf, um später daraus Schlüsse zu ziehen. Meistens wird der Nutzer zusätzlich, für die spätere Auswertung, auch per Video und Ton aufgezeichnet sowie ein ScreenCapture seiner Arbeit am Computer.

Durch die Art und Weise dieser Methode erhält man Information darüber, wie das System gesehen wird und was evtl. nicht so verstanden wird, wie es ursprünglich gedacht war. Sie ist ebenfalls sehr gut dazu geeignet, subjektive Einschätzungen über den Benutzer und dessen Vorgehen zu erhalten und man bekommt eine direkte Rückkopplung, wie einzelne Dinge verstanden werden. Darüber hinaus erhält man durch die Nutzer sehr gute qualitative Aussagen aber kaum Aufschlüsse bezüglich quantitativer Maße. Die Äußerungen der Nutzer können aber verfälscht werden, wenn diese im Vorfeld nicht darüber aufgeklärt wurden, dass sie keine bestimmte Erwartung zu erfüllen haben. Durch die Think-Aloud-Methode kann man die Effektivität und Zufriedenstellung der Benutzer messen, nicht aber die Effizienz.

Durchführung

Für die Abhaltung dieses User-Tests ist es Notwendig im Vorfeld ein Testszenario zu erstellen, dass dann die Nutzer beim eigentlichen Test soweit wie möglich erledigen sollen. Das Szenario sollte dabei möglichst reale Aufgaben und Ziele enthalten. Vor Beginn eines Tests wird der jeweilige Testnutzer noch (kurz) in das System sowie in die Aufgaben eingewiesen.

Während des Tests sollte der Fachmann so wenig wie möglich Einfluß auf den Test-User nehmen. Er kann aber durchaus Hilfestellungen geben, wenn dies erforderlich ist, diese sollte aber nur zur Testprozedur selbst sein und nicht zum Inhalt. Wenn der Tester Einfluß nimmt, dann sollte dies immer in Form von offenen Fragen geschehen, um den User zum Weitersprechen zu animieren. Der Experte sollte nie versuchen, Lösungen zu präsentieren.

Im Anschluss an den Test wird der Nutzer noch zu seinen Erfahrungen und zu seinen Eindrücken befragt. Dies liefert erneut wichtige Erkenntnisse, aus denen konkrete Optimierungspotentiale abgeleitet werden können.

Ergebnis

Im Anschluss an die Tests wird das aufgezeichnete Video- und Tonmaterial ausgewertet. Die Ergebnisse werden mit den Eindrücken, Kommentaren der Probanden und den Befragungen verglichen, anschließend diskutiert und dann zu einm Gesamtbild zusammengefasst.

Quellen

  • Ivory, Melody Y.; Hearst, Marti Arti A. (2001): The State of the Art in Automating Usability Evaluation of User Interfaces. In ACM Computing Surveys, Vol. 33 4/ 2001, S.470 - 516
  • Nielsen, J. (1993): Usability Engineering, London, Academc Press Inc.
  • Bitte laut denken: "Thinking Aloud"

Links