Menge (Mengenlehre): Unterschied zwischen den Versionen

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Eine {{Menge}} ist eine spezielle {{Klasse}}: Jede {{Klasse}}, die Element einer beliebigen {{Klasse}} ist, wird als {{Menge}} bezeichnet. (Klassen, die kein Element einer anderen Klasse sind, heißen [[Unmenge]]n.)
Eine {{Menge}} ist eine spezielle {{Klasse}}: Jede {{Klasse}}, die Element einer beliebigen {{Klasse}} ist, wird als {{Menge}} bezeichnet. (Klassen, die kein Element einer anderen Klasse sind, heißen [[Unmenge]]n.)


==Bemerkung==
==Bemerkungen==


===Klasse und Menge===
Der Begriff {{Klasse}} ersetzt im Wesentlichen den Cantorschen Begriff der {{Menge}}. Klassen fassen „Objekte unserer Anschauung und unseres Denkens“ zu einer Einheit zusammen.
Der Begriff {{Klasse}} ersetzt im Wesentlichen den Cantorschen Begriff der {{Menge}}. Klassen fassen „Objekte unserer Anschauung und unseres Denkens“ zu einer Einheit zusammen.
Die Definition des Begriffes {{Klasse}} unterscheidet sich allerdings in zwei wesentlichen Punkten von Cantors Definition der {{Menge}}:
Die Definition des Begriffes {{Klasse}} unterscheidet sich allerdings in zwei wesentlichen Punkten von Cantors Definition der {{Menge}}:
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ad 2) Die axiomatische Definition von Objekten ist in der Mathematik weit verbreitet. Zum Beispiel werden geometrische Objekte wie Punkte, Geraden etc. meist auf diese Weise eingeführt.
ad 2) Die axiomatische Definition von Objekten ist in der Mathematik weit verbreitet. Zum Beispiel werden geometrische Objekte wie Punkte, Geraden etc. meist auf diese Weise eingeführt.
===Weitere Zusammenfassungen von Objekten===
Mengen sind nicht die einzige Möglichkeit, „Objekte unserer Anschauung und unseres Denkens“ zu einer Einheit zusammenzufassen.
Die Definition von Cantor ist hinsichtlich des Aufbaus von Mengen etwas unpräzise. Für Klassen gelten jedoch
folgenden Eigenschaften:
* Zwei Klassen, die dieselben Elemente enthalten, werden als gelich bezeichnet und behandelt, unabhängig davon, wie oft eine Klasse ein Element enthält. Anschaulich bedeutet das, das eine Klasse jedes Element höchstens einmal enthält.
* Die Element-Beziehung legt keiner Reihenfolge der Elemente fest.
Andere Arten von  „Objekt-Zusammenfassungen“ berücksichtigen die Anzahl und/oder die Reihenfolge der Elemente:
* [[Liste]]n (Reihenfolge der Elemente liegt fest; Element können mehrfach vorkommen)
* [[Feld]]er  (Reihenfolge und Anzahl der Elemente liegt fest; Elemente können mehrfach vorkommen)
* [[Multimenge]]n (Reihenfolge der Elemente ist undefiniert; Elemente können mehrfach vorkommen)
* [[Tupel]]  (jedes Element hat einen Bezeichner; Elemente können mehrfach vorkommen)
Anmerkung: Tupel stimmen mit Feldern überein, wenn eine fortlaufenden Nummerierung als Element-Bezeichner gewählt wird.


=Quelle=
=Quelle=

Version vom 11. Juli 2006, 09:40 Uhr

Ursprüngliche Definition nach Cantor (1895)

„Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung $ M $ von bestimmten wohlunterscheidbaren Objekten $ m $ unserer Anschauung und unseres Denkens (welche Elemente von $ M $ genannt werden) zu einem Ganzen.“ (Schwichtenberg (2000))

Bemerkung

Diese Definition führt zu einer Antinomie, d.h. auf ein logisches Paradoxon, das erstmalls von Russel beschrieben wurde: die Russelsche Antinomie.

Definition gemäß der Klassentheorie

Eine Menge ist eine spezielle Klasse: Jede Klasse, die Element einer beliebigen Klasse ist, wird als Menge bezeichnet. (Klassen, die kein Element einer anderen Klasse sind, heißen Unmengen.)

Bemerkungen

Klasse und Menge

Der Begriff Klasse ersetzt im Wesentlichen den Cantorschen Begriff der Menge. Klassen fassen „Objekte unserer Anschauung und unseres Denkens“ zu einer Einheit zusammen. Die Definition des Begriffes Klasse unterscheidet sich allerdings in zwei wesentlichen Punkten von Cantors Definition der Menge:

  1. Klassen fassen nicht mehr beliebige „Objekte unserer Anschauung und unseres Denkens“ zusammen, sondern nur noch solche, die keine Unmengen sind.
  2. Klassen werden formal gar nicht definiert. Es werden nur deren Eigenschaften axiomatisch beschrieben.

ad 1) Die Unterscheidung zwischen Mengen und Unmengen in der Klassentheorie wurde eingeführt, um die Russelsche Antinomie zu beheben (siehe dort).

ad 2) Die axiomatische Definition von Objekten ist in der Mathematik weit verbreitet. Zum Beispiel werden geometrische Objekte wie Punkte, Geraden etc. meist auf diese Weise eingeführt.

Weitere Zusammenfassungen von Objekten

Mengen sind nicht die einzige Möglichkeit, „Objekte unserer Anschauung und unseres Denkens“ zu einer Einheit zusammenzufassen.

Die Definition von Cantor ist hinsichtlich des Aufbaus von Mengen etwas unpräzise. Für Klassen gelten jedoch folgenden Eigenschaften:

  • Zwei Klassen, die dieselben Elemente enthalten, werden als gelich bezeichnet und behandelt, unabhängig davon, wie oft eine Klasse ein Element enthält. Anschaulich bedeutet das, das eine Klasse jedes Element höchstens einmal enthält.
  • Die Element-Beziehung legt keiner Reihenfolge der Elemente fest.

Andere Arten von „Objekt-Zusammenfassungen“ berücksichtigen die Anzahl und/oder die Reihenfolge der Elemente:

  • Listen (Reihenfolge der Elemente liegt fest; Element können mehrfach vorkommen)
  • Felder (Reihenfolge und Anzahl der Elemente liegt fest; Elemente können mehrfach vorkommen)
  • Multimengen (Reihenfolge der Elemente ist undefiniert; Elemente können mehrfach vorkommen)
  • Tupel (jedes Element hat einen Bezeichner; Elemente können mehrfach vorkommen)

Anmerkung: Tupel stimmen mit Feldern überein, wenn eine fortlaufenden Nummerierung als Element-Bezeichner gewählt wird.

Quelle

Schwichtenberg, Mathematische Logik, 2000

Siehe auch

Wikipedia:Menge (Mathematik)