Unternehmensportal
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Definition (Großmann, Koschek[1])
Ein Unternehmensportal ist ein geschlossenes Portal, dass den Anwendern einen individuellen, personalisierten Zugang zu allen relevanten Inhalten bietet, um alle Aufgaben bequem und schnell erledigen zu können. Dieser Zugang muss jederzeit und überall auf sicherem Wege erreichbar sein.
Synonyme
Als Synonyme für Unternehmensportal gelten die Begriffe Corporate-Portal und Enterprise-Portal.
Kategorisierung
Es existieren viele Portalbezeichnungen. B2x-Portal, Consumer-Portal, Supplier-Portal, Wissensportal, Prozessportal sind nur einige, weshalb die Aufzählung beliebig fortgesetzt werden kann. Sie verdeutlicht aber auch, dass der Kreativität von Autoren und Marketingmitarbeitern, in Bezug auf Wortneuschöpfungen, um der jeweiligen Portallösung einen Namen geben zu können, keine Grenzen gesetzt sind. Ziel dieser Wortneuschöpfungen ist zum einen die Abgrenzung von der Konkurrenz und zum anderen ein Resultat des Versuchs einer Klassifizierung ähnlicher Produkte. Ein weiterer Faktor, der hierzu beiträgt ist, dass viele Kriterien zur Kategorisierung herangezogen werden können. Aus deren Mischung ergibt sich eine Vielzahl an verschiedenen und möglichen Unternehmensportaltypen. Die folgende Abbildung nennt einige Kriterien, die für die Unterscheidung von Unternehmensportalen herangezogen werden. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben.
Abbildung: Kriterien für die Kategorisierung, gezeichnet vom Autor.
In der Literatur wird überwiegend ein Kriterium zur Kategorisierung von Unternehmensportalen verwendet. Die zwei häufigsten verwendeten Kriterien für klassische Unternehmensportale sind "Benutzerrolle" und "Anwendungsschwerpunkt".
Kategorisierung nach Anwendungsschwerpunkt
Werden Unternehmensportale an Hand der eingesetzten Anwendungen kategorisiert, entstehen die vier Unternehmensportaltypen Collaborative-Portal, Publishing-Portal, Decision-Portal und Operational-Portal. Die folgende Abbbildung stellt dies grafisch dar.
Abbildung: Kategorisierung von Unternehmensportalen nach dem Kriterium Anwendungsschwerpunkte.
Quelle: Großmann, Koschek (2005) und Föcker, Lienemann (2000), nachgezeichnet vom Autor.
Die vier Typen beeinflussen sich gegenseitig und die Problematik mit den fließenden Grenzen wird deutlich. Collaborative-Portale dienen hauptsächlich der Kommunikation und Datenablage. Publishing-Portale greifen auf Collaborative-Portale zu und beziehen zusätzlich ihre Daten aus verschiedenen Quellen. Decision-Portale bedienen sich der extrahierten und aufbereiteten Daten, filtern und verdichten diese weiter und präsentieren sie anschließend.
Kategorisierung nach Benutzerrolle
Unternehmensportale, die nach dem Kriterium "Benutzerrolle" kategorisiert werden, unterscheiden vier Ausprägungen. Es existieren unterschiedliche Ansätze der Definition der Benutzerrolle.
Im ersten Fall werden Mitarbeiter, Geschäftskunden, Lieferanten und Endkunden zur Benutzerrolle gezählt (siehe folgende Abbildung).
Abbildung: Kategorisierung von Unternehmensportalen nach dem Kriterium Benutzerrolle.
Quelle: Kirchhof et al. (2006) und Vlachakis, J.; Kirchhof, A.; Gurzki, T. (2005), nachgezeichnet vom Autor.
Anzumerken ist, dass Lieferanten zu Geschäftskunden zählen können. Dies bleibt aber Definitions- oder Ansichtsache des Betrachters.
Ein anderer Ansatz besteht darin die Benutzerrolle an Hand der vier B2x-Bereiche zu unterteilen: Konsumenten, Geschäftspartner, Mitarbeiter und Öffentlichkeit (siehe folgende Abbildung).
Abbildung: Kategorisierung von Unternehmensportalen nach dem Kriterium Benutzerrolle.
Quelle: Bauer, H. (2001), gezeichnet vom Autor.
Synonyme für diese Portaltypen
Synonyme Begriffe für
- B2B-Portale sind Business-Portal, Geschäftsportal oder Geschäftskundenportal
- B2C-Portale sind Consumer-Portal, Endkundenportal oder Konsumentenportal
- B2E-Portale sind Mitarbeiterportal oder Employee-Portal.
Ziele
Ziel ist es Geschäftsvorfälle, welche sich an Arbeitsabläufen des Unternehmens orientieren, durch die Prozessorientierung in einem Unternehmensportal abzubilden.
Mögliche Ziele sind:
- Zusammenfassen von heterogenen Systemlandschaften, Informationsquellen und Applikationen unter einer einheitliche Oberfläch
- Darstellung benutzerspezifischer und relevanter Informationen in einer übersichtlichen, fachspezifischen, medienbruchfreien und personalisierten Form für den Benutzer
- Reduzierung von Prozessbearbeitungszeiten
- Vermeidung von Streuverlusten bei der Informationsrecherche
- Zentrale Benutzer- und Authentifizierungsmechanismen über Single-Sign-On (SSO)
- Standardisierung von Prozessen und Schnittstellen
- Automatisierung von Aufgaben
- erhöhtes Sicherheitsniveau für Benutzer und sensible Daten
- Umsatzsteigerung
- Erhöhung der Prozessqualität
- Zeitersparnisse für den Anwender
- usw.
Unternehmensportale sollten Anwender nicht mit ihrem Informationsvolumen erdrücken. Vielmehr sollten Anwender nur die Informationen bereitgestellt bekommen, die für sie relevant sind. Hierfür werden die Ansätze der Informationslogistik berücksichtigt.
Grenzen
Unternehmensportale unterliegen, wie andere Softwareprodukte gewissen Grenzen. Diese können die Akzeptanz und den Erfolg eines Unternehmensportals gefährden.
Mögliche Grenzen sind:
- Unvollständig oder schlecht gepflegte Datenbestände
- Fehlende integrierte Informationsquellen und Applikationen; also fehldendes Wissen über die Informationsbasen
- Fehlende Verantwortlichkeiten
- Fehlende Mitarbeitermotivation und -akzeptanz
- Fehlende Pflichtenhefte bei der Einführung oder Realisierung eines Portals
- Budget- und/oder Personalmangel
- Probleme bei der Integration in die bestehende Systemlandschaft
- Schwierigkeiten bei der Anpassung an bestehende Geschäftsprozesse
- usw.
Anforderungen
Damit Unternehmensportale erfolgreich im Unternehmen eingeführt und ihre Aufgaben erfüllen können, unterliegen sie funktionalen (auch organisatorischen) und technischen Anforderungen.
Funktionale Anforderungen
- Einheitliche Benutzersicht auf Daten/Informationen
- Benutzer- und Rollenmanagement
- Personalisierung
- Single-Sign-On (SSO)
- Usability
- ...
Technische Anforderungen
- Verfügbarkeit
- Performance
- Verteilbarkeit
- IT-Sicherheit
- Verwendung von offenen Standards und Schnittstellen
- ...
Quellen
- ↑ Großmann, Koschek (2005): Martina Großmann und Holger Koschek; Unternehmensportale – Grundlagen, Architekturen, Technologien; Verlag: Springer-Verlag GmbH; ISBN: 3540222871; 2005; Quellengüte: 5 (Buch), Seite 32
- Bauer, H. (2001): Herbert Bauer; Unternehmensportale – Geschäftsmodelle, Design, Technologien; Verlag: Galileo Press GmbH; Adresse: Bonn; ISBN: 3898421333; 2001; Quellengüte: 5 (Buch)
- Föcker, Lienemann (2000): Egbert Föcker und Carsten Lienemann; Informationslogistische Dienste für Unternehmensportale; in: Wissensmanagement – Das Magazin für Führungskräfte; Band: 2000; Nummer: 06; Web-Link; 2000; Quellengüte: 5 (Artikel)
- Herold C. (2008): Christina Herold; Unternehmensportale und mobile Anwendungen – Grundlagen, eingesetzte Techniken und Beispiele; Hochschule: Hochschule Augsburg; Adresse: Augsburg; 2008; Quellengüte: 4 (Diplomarbeit)
- Grimm (2004): Sebastian Grimm; Portals in a Nutshell; http://www.competence-site.de/it-projekte-it-entwicklung/Portals-in-a-Nutshell; 2004; Quellengüte: 2 (Web)
- Gurzki, Özcan, (2003): Thorsten Gurzki und Nergis Özcan; Unternehmensportale – Kunden-, Lieferanten- und Mitarbeiterportale in der betrieblichen Praxis; Verlag: Fraunhofer IRB Verlag; Adresse: Stuttgart; ISBN: 3816763634; 2003; Quellengüte: 5 (Buch)
- Kirchhof et al. (2006): Anja Kirchhof, Thorsten Gurzki und Henning Hinderer; Was ist ein Portal? – Definition und Einsatz von Unternehmensportalen; http://www.competence-site.de/downloads/ee/cc/i_file_10140/Portale_definition_einsatz_Fraunhofer_IAO.pdf; 2006; Quellengüte: 2 (Web)
- Vlachakis, Kirchhof, Gurzki (2005): Joannis Vlachakis, Anja Kirchhof und Thorsten Gurzki; Marktübersicht Portalsoftware 2005; Verlag: Fraunhofer IRB Verlag; Adresse: Stuttgart; ISBN: 3816767524; 2005; Quellengüte: 5 (Buch)