HTML5-Tutorium: JavaScript: Hello World 03

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Vorlesung WebProg

Inhalt | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 | Vue 1 | Vue 2 | Vue 3 | Vue 4 | Vue 5 | Vue 6

Musterlösung: index.html (Git-Repository, HTML validate, CSS validate)

Anwendungsfälle (Use Cases)

Gegenüber dem zweiten Teil des Tutoriums ändern sich die die Anwendungsfälle deutlich. Es soll nun nicht mehr die ganze Welt begrüßt werden, sondern der Benutzer, der die Web-Anwendung gestartet hat. Dazu muss er zunächst nach seinem Namen gefragt werden. Anschließend wird das HTML-Dokumnt mit Hilfe von JavaScript umgestaltet: Das Eingabeformular wird ausgeblendet und stattdessen wird die Begrüßungsformel angezeigt.

Erstellen eines neuen Projekts

Erstellen Sie ein neues Projekt hello_world_03 als Fork von hello_world_02 (siehe Hello-World-02-Tutorium).

Single-Page-Web-Anwendung

Die Anwendung wird als Single-Page-Web-Anwendung (Onepager) realisiert. Das HTML-Dokument index.html enthält zwei Abschnitte (sections), eines mit einem Formular zur Eingabe des Namens und ein zweites zur Begrüßung des Benutzers, nachdem er seinen Namen eingegeben hat.

Für jeden Abschnitt fügen wir in index.html eine HTML-Section „<section id="..."> ...</section>“ ein. Das Section-Element gruppiert einen logischen Abschnitt oder ein Kapitel eines HTML-Dokuments. Es soll laut Spezifikation eine Überschrift enthalten, die das Thema des Abschnitts beschreibt.

Man hätte auch ein Div-Element „<div id="..."> ...</div>“ anstelle des Section-Elements verwenden können. Ein Div-Element hat keinerlei Semantik (Bedeutung), es dient lediglich der Strukturierung einer HTML-Datei. Die (spezifikationsgemäße) Verwendung von Section- und Article-Elementen, die in HTML5 eingeführt wurden, hat den Vorteil, dass Browser deren Bedeutung kennen und daher geeignete Defaultstyles verwenden können, falls der Entwickler keine entsprechenden Styles angibt. Ein Beispiel sind Browser für Blinde. Diese Browser lesen die Inhalte entweder vor oder geben sie textuell über eine sogenannte Braillezeile aus. Für derartige Browser werden meist keine CSS-Layout-Vorgaben gemacht (obwohl dies problemlos möglich wäre) und daher ist es wichtig, Strukturelementen eine Semantik zuzuordnen. Ein Blindenbrowser könnte beim Vorlesen eines Dokuments beispielsweise stets das Wort „Kapitel“ vor eine H1-Überschrift einfügen, die als erstes Element innerhalb eines Section-Elements steht.

<body>
  <section id="section_form">
    <h1>Hello, Stranger!</h1>
  </section>
  <section id="section_hello" class="hidden">
    <h1 id="heading_hello">Hello, ...!</h1>
    <p>Welcome to Full Stack Web Development!</p>
  </section>
</body>

Wenn Sie diese Datei ausführen, stellen Sie fest, dass sich nicht viel geändert hat. Anstelle einer Überschrift werden nun zwei angezeigt.

Allerdings wurden drei id-Attribute in das Dokument eingefügt: „id="section_form"“, „id="section_hello"“ und „id="heading_hello"“. Jedes öffnende HTML-Element darf mit einem derartigen Attribut versehen werden. Beachten Sie, das es in einer HTML-Datei keine zwei id-Attribute mit demselben Namen geben darf.

Die Vergabe von id-Attributen bringt zwei Vorteile mit sich: Zum einen können so bestimmte HTML-Element gezielt mittels CSS gestylt werden, und zum anderen können bestimmte HTML-Element gezielt mittels JavaScript modifiziert werden.

Im Browser soll zunächst nur der erste Abschnitt mit dem Formular angezeigt werden (id="section_form"). Um das zu erreichen, fügen Sie zunächst folgenden Code in die CSS-Datei ein:

.hidden
{ display: none; }

Fügen Sie nun in das öffnende Tag des Section-Elements mit dem Identifikator section_hello das Attribut-Wert-Paar „class="hidden"“ ein. Ein class-Attribut darf im Gegensatz zu einem id-Attribut beliebig vielen Elementen zugeordnet werden, ohne dass sich der zugehörige Wert unterscheiden muss. id-Attribute werden verwendet, um HTML-Elemente eindeutig zu kennzeichnen, class-Attribute werden verwendet, um diversen HTML-Elementen gleiche CSS-Eigenschaften zuzuordnen. In einem Onepager sind üblicherweise die meisten Seiten unsichtbar. Daher ist hier ein class-Attribut angebracht.

In der CSS-Datei werden Identifikator-Attributewerte mit einer Raute „#“ gekennzeichnet (z. B. #section_form) und Klassen-Attributwerte mit einem Punkt „.“ (z. B. .hidden):

Führen Sie diese Änderungen durch und testen Sie die Web-Anwendung erneut. Nun sollte nur noch die Überschrift der Formular-Section zu sehen sein.

Definition eines HTML5-Formulars

Als nächstes muss das Formular erstellt werden, mittels dem der Name des Besuchers erfragt wird. Es soll folgende Elemente haben:

  • ein Label, das beschreibt, welche Information vom Benutzer eingegeben werden soll
  • ein Text-Feld, in das der Benutzer seinen Namen eingeben kann
  • einen Reset-Button, um den Inhalt des Namensfeldes zu löschen
  • einen Submit-Button, um dem Browser mitzuteilen, dass der Name vollständig eingegeben wurde

Der zugehörige HTML-Code sieht folgendermaßen aus:

<form>
  <div>
    <label for="input_name">What's your name?</label>
    <input id="input_name">
  </div>
  <div>
    <input id="button_reset"  type="reset"  value="Reset">
    <input id="button_submit" type="button" value="Say hello">
  </div>
</form>

Er wird in die erste Section hinter die zugehörige Überschrift eingefügt.

In diesem Formular („<form> ... </form>“) sind die vier zuvor genannten Elemente enthalten. Je zwei davon sind mittels eines Div-Elements zu einer Gruppe zusammengefasst. Damit ist die Struktur des Formulars vorgegeben: Jedes Div-Element steht in einer eigenen Zeile, die darin enthaltenen Elemente stehen jeweils hintereinander in einer Zeile. Mittels CSS können die Elemente nun besser angeordnet werden: mehr Abstand von der Überschrift, mehr vertikaler Abstand zwischen den Elementen, einheitliche Breite der Elemente etc. Wie sagt Captain Picard ganz richtig: „Machen Sie es so.“

Beachten Sie, dass zwei weitere id-Attribute eingeführt wurden: „id="input_name"“ und „id="button_submit"“. Diese werden für den Zugriff von JavaScript aus auf das Dokument benötigt. Über den Identifikator input_name kann auf den Inhalt des Textfeldes, d. h. auf den Namen, den der Benutzer eingegeben hat, zugegriffen werden. Außerdem kann mit Hilfe dieses Identifikators das Label-Element über das Attribut for an das Textfeld gekoppelt werden. Damit weiß der Browser, auf welches Input-Element sich das Label-Element bezieht. Auch dies ist wieder besonders wichtig, wenn der Zusammenhang nicht optisch (per CSS) hergestellt werden kann bzw. hergestellt wird. Damit lassen sich aber auch Checkboxes realisieren, die durch einen Klick auf den zugehörigen Label aktiviert und wieder deaktiviert werden können.

Der Identifikator für den Submit-Button wird benötigt, um in JavaScript die Klick-Aktion des Benutzers abfangen zu können. Normalerweise im Form-Element in einem Attribut namens action ein URI angegeben. Dieser verweist auf eine Serveradresse, an den die vom Benutzer erfassten Daten bei einem Klick auf einen echten Submit-Button (type="submit") übermittelt werden. In dieser Web-Anwendung werden keine Daten an einen Server übermittelt. Alle Benutzereingaben werden direkt im Browser (per JavaScript) verarbeitet. Deshalb wird das Action-Attribut nicht benötigt und als Submit-Button wird ein einfacher Button (type="button") eingesetzt.

Sie können und sollten das Formular auch noch per CSS stylen:

p, label
{ font-family: "Times New Roman", Times, serif;
  font-size:   100% !important;
}

label, input
{ width:      10em;
  font-size:  100%;
  display:    inline-block;
  box-sizing: border-box;
  margin:     0.5ex;
}

label
{ text-align: right; }

#section_form
{ text-align:   center;
  margin-left:  auto;
  margin-right: auto;
}

#section_form > h1
{ margin-bottom: 0.5ex; }

#section_hello > p
{ font-size: 156.25% !important; /* 1.25^2 = 1.5625 */ }

Wenn alles zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen ist, sollten Sie den aktuellen Stand in Ihr Repository einspielen.

Interaktion mittels JavaScript

Öffnen Sie in Ihrem Browser die Musterlösung:

 index.html

Öffnen Sie im Browser die Entwicklerumgebung (Rechtsklick auf Web-Seite im Browser und Untersuchen anklicken).

Öffnen Sie im Browser die Konsole. Falls Sie dazu aufgefordert werden (Firefox) geben Sie 'Einfügen erlauben' als Befehl in das Konsofesnter ein.

Abschließend können Sie im Konsolfester verschiedene EcmaScript-Befehler ausprobieren. Kopeiren Sie der Reihe nach die einzelnen Befehle (Zeilen) ins Konsolfenster. Was bewirken sie?

document.getElementById('section_hello').classList.remove('hidden');
document.getElementById('section_hello').classList.add('hidden');

document
document.children
document.children[0]
document.children[0].children
document.children[0].children[1]
document.children[0].children[1].children
document.children[0].children[1].children[1]
document.children[0].children[1].children[1].classList
document.children[0].children[1].children[1].classList.remove('hidden')
document.children[0].children[1].children[1].classList.add('hidden')
document.getElementById('section_hello')
document.getElementById('section_hello').classList
document.getElementById('section_hello').classList.remove('hidden')

document.getElementById('heading_hello')
document.getElementById('heading_hello').innerHTML
document.getElementById('heading_hello').innerHTML = 'ABCDE'

// Tippen Sie einen Namen ins Eingabefeld.
document.getElementById("input_name")
document.getElementById("input_name").value

'Hello, ' + document.getElementById("input_name").value + '!'
`Hello, {document.getElementById('input_name').value}!`
`Hello, ${document.getElementById('input_name').value}!`

Erzeugen Sie nun in VSC eine leere Datei web/main.js, die den JavaScript-Code aufnehmen wird, den Sie gerade getestet haben. Das geht übrigens auch mit einem Unix-Befehl ganz einfach:

touch web/main.js

Fügen Sie folgenden JavaScript-Code in diese Datei ein:

/**
 * Welcomes the user of the web app by displaying a welcome message
 * that includes her name. The name is fetched from a text input field.
 */
function sayHello()
{ const name = document.getElementById('input_name').value
  document.getElementById('heading_hello').innerHTML =
    `Hello, ${name ? name : 'Stranger'}!`;
  //'Hello, ' + (name ? name : 'Stranger') + '!';

  document.getElementById('section_form') .classList.add   ('hidden');
  document.getElementById('section_hello').classList.remove('hidden');
}

/**
 * Initializes the web app.
 * To be called when the web app has been fully loaded.
 */
function init()
{ document.getElementById('button_submit')
          .addEventListener('click', sayHello);
}

// Call init when the loading process has been completed.
window.addEventListener('load', init);

Testen Sie die erste Funktion, indem Sie sie vollständig in das Konsolfester Ihresr Browsers einfügen und und führen Sie anschließend folgende Befehle aus:

window
sayHello;
sayHello();

Wie erklären Sie sich die jeweiligen Ergebnisse?

Im diesem Stückchen JavaScript-Code sind mehrere interessante Dinge zu entdecken.

  1. Alle Befehle innerhalb einer JavaScript-Datei werden der Reihe nach abgearbeitet, sobald sie geladen wird. In der Datei main.js gibt es insgesamt drei Befehle: Zwei Funktionsdefinitionen und eine Wertzuweisung.
  2. Achtung: Die beiden Funktionen sayHello und init werden nur definiert, aber nicht sofort ausgeführt! Damit sie eine Wirkung entfalten, müssen sie aufgerufen werden.
  3. Bei sayHello und init handelt es sich um sogenannte Observer-Funktionen. Derartige Funktionen werden immer dann aktiviert, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt.
  4. Mittels des letzten JavaScript-Befehls, wird festgelegt, dass die Init-Funktion ausgeführt wird, sobald die Web-Anwendung vollständig geladen ist, d. h., sobald der Browser-Fenster window das Ereignis 'load' signalisiert.
  5. Sobald Init-Funktion aufgerufen wird, wird festgelegt, dass die Funktion sayHello ausgeführt wird, wenn der Benutzer den Submit-Button drückt. Das heißt, solange die Init-Funktion nicht ausgeführt wurde, d. h., solange das Dokument und alle seine assoziierten Dokumente nicht vollständig geladen wurden, hat ein Klick des Benutzers auf den Submit-Button keinerlei Auswirkungen.
  6. Beide Funktionen machen regen Gebrauch vom JavaScript-Objekt document, das das Document Object Model, d. h. die interne Darstellung des HTML-Dokuments als sogenannten DOM-Baum beinhaltet (siehe MDN-API-Dokumentation).
  7. Mit Hilfe der Methode getElementById kann man besonders elegant auf bestimmte Elemente des DOM-Baus zugreifen, sofern man zuvor im HTML-Dokument für die entsprechenden Elemente id-Attribute definiert hat (was wir gemacht haben).
  8. Für jedes Element des DOM-Baums gibt es diverse elementspezifische Attribute:
    • So kann man mittels innerHTML auf den HTML-Code eines Elements wie p (Paragraph), h1 (Hauptüberschrift), h2 (Überschrift der 2. Stufe) etc. lesend und schreibend zugreifen.
    • Das Attribut value ermöglicht einen lesenden und schreibenden Zugriff auf den Inhalt von Formularfeldern.
    • Über das Attribut classList hat man Zugriff auf class-Attribute, die einem HTML-Element zugeordnet sind. Man kann jedem Element neue class-Attribut-Werte zuordnen und bestehende Werte entfernen.
    • Wir nutzen das aus, indem wir die Formularabschnitt section_form unsichtbar und dafür den Begrüßungsabschnitt section_hello sichtbar machen, sobald die Funktion sayHello ausgeführt wird.
  9. Der dritte Befehl „window.addEventListener('load', init);“ übergibt die Funktion init (und nicht etwa den Funktionsaufruf init()) dem JavaScript-Objekt window mit der Bitte, diese Methode auszuführen, sobald das load-Ereignis eintritt. Das hat zur Folge, dass die Funktion init nicht sofort aufgerufen wird, sondern erst – durch das Observer-Objekt window – sobald das Ereignis „der Inhalt des aktuelle Browserfensters wurde vollständig geladen“ eintritt (siehe MDN-API-Dokumentation).
  10. Auch für den Submitbutton wird ein Eventlistener registriert. Die Funktion sayHello soll ausgeführt werden, sobald für diesen Button das click-Ereignis eintritt. Diese Zuordnung kann allerdings erst passieren, wenn sich der Submit-Button auch im DOM-Baum befindet. Das ist jedoch sicher erst der Fall, wenn das gesamte Dokument geladen wurde. Daher wird diese Zuordnung nicht sofort, sondern in der Init-Funktion durchgeführt. (Das window-Objekt existiert dagegen von Anfang an, d. h. auch wenn der DOM-Baum noch nicht geladen wurde.)
  11. Alle Funktionen wurden mit Kommentaren im JSDoc-Format versehen.[1] Machen Sie das auch immer. Andere Entwickler und auch Sie selbst werden das schätzen, wenn sie bzw. Sie den Code zu einem späteren Zeitpunkt lesen und verstehen müssen. Das JSDoc-Format bring den Vorteil mit sich, dass Sie automatisch eine Schnittstellen-Dokumentation für Ihre Anwendung erstellen können

Wenn Sie jetzt Ihre Anwendung testen, hat sich nichts geändert. Der Grund ist wie bei der Datei main.css, dass die Datei index.html nichts davon weiß, das ihr dieser JavaScript-Code zugeordnet ist. Das muss ihr erst bekannt gegeben werden. Fügen Sie folgende Zeile in der Head-Bereich der index.html ein:

<script src="main.js" async></script>

Nun wird nicht nur die CSS-Datei, sondern auch die JavaScript-Datei geladen, bevor der Body-Bereich der index.html eingelesen wird. Die Angabe von async bewirkt Folgendes: Das Rendering der Seite wird durch das Laden des Skripts nicht unterbrochen. Das heißt, wenn ein langes Skript ohne Angabe von async geladen wird, kann sich der Seitenaufbau merklich verzögern. Mit Angabe dieser Option ist dies nicht der Fall.

Sobald das Skript geladen wurde, wird es ausgeführt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Rendervorgang möglicherweise noch nicht abgeschlossen. Das heißt, man muss darauf achten, dass man von Skript aus nicht zu früh auf die Elemente des HTML-Dokuments zugreift. Aus diesem Grund wird die init-Funktion am Ende der Datei main.css nicht direkt mittels init() gestartet, sondern mittels eines Eventlisteners window.addEventListener('load', init).

Beachten Sie, dass folgender Code zwar SGML/XML-konform, aber in Standard-HTML5-Dokumenten nicht erlaubt ist:

<script src="main.js" async="async"/>

Der Schrägstrich am Ende des Tags ist auch (self closing tag) SGML/XML-, aber nicht HTML5-konform. Die Brwoser sind hinsichtlich der Einhaltung von Konfotmitätsregel allerdings nicht sonderlich pedantisch. Sie interpretieren auc nicht-konformen HTML-Code. Allerdings können dabei versciedene Brwoser durchaus zu verschiedenen Interpretationen kommen.

Die tieferen Gründe dafür werden sehr schön auf Stack Overflow beschrieben. (Ich verstehe es trotzdem nicht.)

Testen Sie Ihre Anwendung nochmals. Sie sollten jetzt Ihren Namen in das Textfeld eingeben und dann „Say hello“ klicken können. Das Ergebnis sollte sein, dass Sie von Ihrer Anwendung persönlich begrüßt werden. Wenn alles funktioniert, sollten Sie wieder committen.

Barrierefreiheit

Gemäß den „Richtlinien für barrierefreie Webinhalte“[2], Abschnitt 2.1 soll eine Web-Entwickler dafür Sorge tragen, dass „alle Funktionalitäten per Tastatur zugänglich“ sind ( “Make all functionality available from a keyboard. ”). Das ist bei unserer Web-Anwendung nicht in voller Schönheit der Fall. Der Cursor befindet sich wegen des Attributes „autofocus“ im Text-Input-Feld des HTML-Dokument bei Start der Anwendung automatisch an der richtigen Position. (Leider funktioniert der Autofokus in vielen Situationen nicht, wie gewünscht. Die anderen Situationen, in denen eine Autofocus-Aktion erfolgen soll, muss man mit Hilfe von JavaScript realisieren: siehe Teil 4 des Tutoriums) Man muss also den Cursor nicht erst mit Hilfe der Maus platzieren. Auch die Weiterschaltung mittels Tab-Taste funktioniert. Man kann zunächst seinen Namen eingeben, dann zweimal die Tab-Taste betätigen, um den Submit-Button zu aktivieren und dann Return drücken, um ein Klick-Event für diesen Button auszulösen.

Schöner wäre es jedoch, wenn man nach Eingabe des Namens gleich die Returntaste nutzen könnte, um die Eingabe abschließen zu können. Zurzeit passiert nichts, wenn Sie Ihren Namen eingeben und dann die Returntaste betätigen. Versuchen Sie es.

Damit begeben wir uns in die Untiefen der Benutzerinteraktion mit dem Browser...

Um diese Funktionalität zu realisieren, brauchen wir einen weiteren Eventlistener. Die Observer-Methode heiße sayHelloOnEnter. Diese muss wieder registriert werden. Die Tastaturereignisse werden vom window-Objekt gemeldet (und nicht etwa vom dokument-Objekt, da das Dokument nichts mit Tastatureingaben zu schaffen hat). Die Registrierung des Listeners erfolgt wie üblich mit Hilfe der addEventListener-Methode

window.addEventListener('keydown', sayHelloOnEnter);

Dieser Befehl kann sowohl innerhalb der init-Funktion, als auch außerhalb stehen (da das window-Objekt von Anfang an existiert). Man sollte es in den Rumpf der init-Funktion einfügen. Die Anzahl der globalen Befehle sollte so gering wie möglich gehalten werden. (Dieser Punkt wird später noch wesentlich genauer behandelt.)

Die (in diesem Teil des Tutoriums noch globale) Funktion sayHelloOnEnter wird folgendermaßen definiert:

function sayHelloOnEnter(p_event)
{ if (p_event.key === 'Enter')  // The enter key has been pressed.
  { // Prevent other handlers from handling the keypress event. 
    p_event.preventDefault();
    p_event.stopPropagation();

    // If the input text field or the submit button is active, say hello.
    if (document.activeElement === document.getElementById('input_name') ||
        document.activeElement === document.getElementById('button_submit')
       )
    { sayHello(); }

    // If the reset button is active, clear the input text field.
    else if (document.activeElement === document.getElementById('button_reset'))
    { document.getElementById('input_name').value = ''; }
  }
}

Man kann die Tests noch deutlich vereinfachen, da p_event im Attribut target das HTML-Element enthält, das beim Tastendruck aktiv war. Außerdem löst der aktive Buttons von aktuellen Browsern von sich aus beim Betätigen der Entertaste einen Click-Event aus. Das heißt, wir brauchen die Reaktion auf den Druck der Entertaste für die Buttons gar nicht zu implementieren.

function sayHelloOnEnter(p_event)
{ // If the enter key has been pressed while the focus is on text input field, say hello.
  if (p_event.key === 'Enter' && p_event.target.id === 'input_name')  
  { // Prevent other handlers from handling the keypress event. 
    p_event.preventDefault();
    p_event.stopPropagation();
    sayHello(); 
  }   
}

Fünf Dinge fallen bei dieser Definition auf:

  1. Die Funktion hat einen Parameter namens p_event (Parameternamen können beliebig gewählt werden. Ich beginne Parameternamen stets mit einem p_, um rein optisch klar zu machen, dass es sich um einen Parameter handelt; siehe Web-Programmierung: Style Guide). In diesem Parameter übermittelt das window-Objekt dem Eventhandler nähere Informationen zum aktuellen Tastaturereignis: welche Taste gedrückt wurde, ob die Shift-Taste dabei gehalten wurde etc. Details finden sich in der ausgezeichneten MDN-JavaScript-Dokumentation.
  2. Im Funktionsrumpf wird getestet, ob die Returntaste gedrückt wurde. Falls das Ergebnis des Test false lautetet, macht sie nichts (da das Zeichen einfach ins Textfeld eingefügt werden soll), anderenfalls ruft sie die Funktion sayHello auf, um die Eingabe abzuschließen.
  3. Die Gleichheit wird mit „===“ anstelle von „==“ getestet. Bei dem ersten Test handelt es sich um einen strikten Gleichheitstest. Der zweite Test liefert dagegen manchmal ziemlich eigenwillige Ereignisse. So wird beispielsweise bei den Tests „0 == ''“ „0 == '0'“ jeweils true als Ereignis ausgegeben. Der strikte Gleichheitstest liefert dagegen das erwartete Ergebnis false.
  4. Die Bedeutung der Enter-Taste muss abhängig vom Fokus verändert werden, da dieser mittels der Tab-Taste geändert werden kann. Wenn der Fokus auf dem Texteingabefeld oder dem Submit-Button liegt, soll der Benutzer gegrüßt werden. Liegt er dagegen auf der Reset-Taste, wird das Eingabefeld geleert. Bei den beiden Buttons ist dies das Defaultverhalten, für das Textfeld muss es implementiert werden.
  5. Im Code wird p_event.key === 'Enter' anstelle von p_event.keyCode === 13 verwendet. Die letztere Methode gilt als deprecated, da sie die Position der gedrückten Taste auf der Tastatur ausgibt. Diese Position ist jedoch sprachabhängig. Beispielsweise hat die Z-Taste auf einer amerkikansischen Tastatur eine andere Position als auf einer deutschen. Mit der folgenden JSFiddle-Anwendung können Sie die Unterschiede zwischen p_event.key, p_event.code und p_event.keyCode untersuchen. Öffnen Sie die Anwendung in verschiedenen Browsern und drücken Sie unterschiedliche Tasten (z. B. auch im Nummernblock.

So weit so gut. Aber wenn man sayHelloOnEnter so definiert, dass sie bei einem Druck der Returntaste lediglich die Funktion sayHello aufruft oder das Eingabefeld löscht, stellt man eventuell fest, dass ein Betätigen der Returntaste nicht wie gewünscht funktioniert. Das Problem ist, dass der Browser Tastatur-Ereignisse bereits anderweitig verarbeitet. Je nach Tastendruck werden Textfelder befüllt, Formularelemente aktiviert oder irgendwelche Spezialfunktionen ausgeführt. Man muss dem JavaScript-Interpreter klar machen, dass er dies im Falle der Returntaste nicht machen soll. Das ist Aufgabe der beiden folgenden Befehle, die in den Eventhandler eingefügt wurden:

p_event.preventDefault();
p_event.stopPropagation();

Der erste verlangt, dass bei Drücken dieser Taste keine Default-Aktionen ausgeführt werden sollen und der zweite bewirkt, dass das Ereignis nicht auch noch von irgendwelchen anderen Eventhandlern behandelt wird. Fügen Sie also die beiden Befehle noch an den Anfang des Rumpfes der If-Anweisung in sayHelloOnEnter ein.

Fazit: Bis eine Web-Anwendung wirklich so läuft, wie man sich das vorstellt, vergeht viel Zeit. Gerade bei mobilen End-Geräten hilft nur testen, testen, testen ...

Vergessen Sie nicht, Ihr aktuelles Projekt auf dem Git-Server zu speichern, sobald alles funktioniert.

Fortsetzung des Tutoriums

Sie sollten nun Teil 4 des Tutoriums bearbeiten.

Quellen

  1. Kowarschick (WebProg): Wolfgang Kowarschick; Vorlesung „Web-Programmierung“; Hochschule: Hochschule Augsburg; Adresse: Augsburg; Web-Link; 2024; Quellengüte: 3 (Vorlesung)